Ein (Römer-)Schiff, das sich Gemeinde nennt

Familiengottesdienst auf der „Lusoria Rhenana“ gefeiert

Einen Familiengottesdienst feiern am und auf dem Römerschiff „Lusoria Rhenana“ – dazu hatten die Protestantischen Kirchengemeinden Erlenbach-Rheinzabern und Jockgrim am 4. September an den Neupotzer Altrhein beim Anglerheim eingeladen. Eine Idee, die offensichtlich ankam. Denn bei strahlend blauem Himmel waren die Plätze im Römerschiff und auf den Bänken am Schiffsanleger mit gut 70 Gottesdienstbesuchern aller Altersgruppen fast vollständig besetzt.

Die Idee, schon während dem Gottesdienst mit der „Lusoria Rhenana“ loszurudern, hatte sich zwar als nicht umsetzbar herausgestellt. Aber Herr Stampa vom Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V., der die „Lusoria Rhenana“ betreibt, lud schon bei seiner Begrüßung dazu ein, im Anschluss an den Gottesdienst mit dem originalgetreuen Nachbau eines römischen Flusspatrouillenschiffs aus der Zeit um 260 n. Chr. in See zu stechen.

 

Doch zuerst einmal wurde die „Lusoria Rhenana“ sozusagen zum Kirchenschiff umfunktioniert. Das Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, im Jahr 1962 von Martin Gotthard Schneider komponiert und getextet, und im Evangelischen Gesangbuch als Nummer 609 zu finden, stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Mitglieder der Familiengottesdienst-Teams aus den Protestantischen Kirchengemeinden Jockgrim und Erlenbach-Rheinzabern trugen ihre Gedanken zu den einzelnen Strophen vor, berichteten von ihrem Traum von einer Kirchengemeinde als Team, in dem sich alle mit ihren Fähigkeiten einbringen können, wo viele gemeinsam unterwegs sind und Richtung und Ziel für ihr Leben finden, aber auch bereit sind, Dinge zu verändern, um allen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.

„Das Lied handelt aber nicht nur von der Kirche, sondern vom Alltag in unseren Familien und in unserer Gesellschaft“, betonte Elke Maicher, Pfarrerin in Erlenbach-Rheinzabern, anschließend in ihrer Predigt. Auch dort komme es auf jeden an. So, wie niemand allein das Römerschiff rudern könne, so ließen sich auch die Herausforderungen, die vor uns liegen, nicht alleine schaffen: „Wenn wir eine Mannschaft werden, uns konzentrieren auf das, was jetzt dran ist, anstatt von besseren Zeiten träumen, und darauf vertrauen, dass Gott mit uns im Boot sitzt, dann bekommen wir es hin.“

Dann kam der große Augenblick für die kleine Clara: im Römerschiff wurde sie getauft, mit Wasser, das Pfarrerin Elke Maicher mit einem Krug direkt aus dem See geschöpft hatte. „Schauen wir mal, ob wir keinen Fisch gefangen haben“, meinte sie schmunzelnd, als sie das Wasser in die Taufschale goss, die auf einer der Ruderbänke ihren Platz gefunden hatte. „Vielleicht kommen Sie ja jedes Jahr an Claras Tauftag hierher an den See“, schlug Pfarrerin Elke Maicher der Familie vor. „Wir kommen auf jeden Fall hierher zurück“, kündigte sie zugleich ein gemeinsames Tauffest der Protestantischen Kirchengemeinden Erlenbach-Rheinzabern und Jockgrim am Römerschiff für den 16. Juli 2023 an.

In ihrem Schlusswort dankte Elke Maicher den Helferinnen und Helfern aus beiden Kirchengemeinden, die bei der Vorbereitung und Durchfrührung des Gottesdienstes mitgewirkt hatten, ebenso Uli Krebs für die musikalische Gestaltung am Keyboard. Ihr besonderer Dank galt Herrn Stampa, der die Kirchengemeinden eingeladen hatte, einen Gottesdienst auf der „Lusoria Rhenana zu feiern. „Die Protestantischen Kirchengemeinden Erlenbach-Rheinzabern und Jockgrim haben sich aufgemacht, Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten miteinander zu feiern. Wir werden weiter Orte finden, wo wir hingehen,“ kündigte Elke Maicher an.

von Pfarrer Martin Müller, Protestantischer Kirchenbezirk Germersheim, Projekt „Kirche im Aufbruch“